Bisphenol A (BPA) ist eine chemische Verbindung, die hauptsächlich als Ausgangsstoff zur Herstellung von Kunststoffen, als Antioxidans in Weichmachern und als Farbentwickler bei der Beschichtung von Thermopapieren dient. Im Alltag ist es unter anderem in Plastikflaschen, Plastikgeschirr, Wasserkochern aus Plastik, der Beschichtung von Konservendosen, in manchen Kosmetikprodukten, in Tickets und Kassenbons zu finden. Die Aufnahme in den Körper erfolgt daher entweder über die Nahrung, die Kontakt zu BPA-haltigem Plastik oder beschichteten Dosen hatte oder über die Haut durch Berührung von beschichtetem Thermopapier oder der Verwendung von BPA-haltigen Kosmetika.
Was ist nun das Problem an BPA? BPA ist von seiner Struktur her sehr ähnlich aufgebaut wie Östrogen, und zu einem gewissen Teil auch wie Testosteron und die Schilddrüsenhormone. Es kann an die entsprechenden Hormonrezeptoren binden und hat daher eine hormon-ähnliche Wirkung. Die WHO bezeichnet BPA aus diesem Grund als endokrinen Disruptor (hormonellen Störer).
In den letzten Jahren hat die Unfruchtbarkeit bei Paaren stetig zugenommen, was nicht ausschließlich daran liegt, dass Frauen im Schnitt älter sind, wenn sie mit der Familienplanung beginnen. Auch Umweltchemikalien wird ein großer Anteil daran zugeschrieben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die den Zusammenhang zwischen der erhöhten Aufnahme von BPA und deren Einfluss auf die Reproduktion belegen.
So konnte nachgewiesen werden, dass die Serum-Konzentration von BPA bei unfruchtbaren Frauen höher war als bei fruchtbaren Frauen. Weiters konnte gezeigt werden, dass das Ansprechen auf die hormonelle Stimulation bei der künstlichen Befruchtung und in weiterer Folge die Anzahl der entnommenen Eizellen umso geringer waren, je höher der BPA-Gehalt im Urin war. Außerdem kam es häufiger zu einem Implantationsversagen, das heißt, die Embryonen haben sich nach dem Transfer seltener eingenistet.
Nicht nur bei Frauen hat BPA eine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit. Auch bei Männern konnte nachgewiesen werden, dass erhöhte BPA-Spiegel zu einer Verschlechterung der Spermienqualität führen. So kommt es zu einer Verringerung der Anzahl, der Geschwindigkeit und der Beweglichkeit der Spermien.
2018 wurde BPA von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als reproduktionstoxisch eingestuft.
Was kann man selbst tun, um die Aufnahme von BPA so gering wie möglich zu halten? Am besten kauft man offene Lebensmittel und meidet solche, die in Plastik verpackt sind. Außerdem sollte man Glas- statt Plastikflaschen verwenden. Als Trinkflasche, die man selbst befüllen kann, sollte man eine plastikfreie Alternative aus Glas wählen bzw. darauf achten, ob auf einer Flasche aus Plastik ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass sie BPA-frei hergestellt wurde. Besonders schlecht ist es, wenn BPA-haltiges Plastik erhitzt wird oder Wasser darin gekocht wird, denn die Hitze lässt die BPA-Rate auf das bis zu 55-fache ansteigen. Daher sollte man Mikrowellengeschirr und Wasserkocher aus Glas verwenden. Auch im Geschirrspüler löst sich BPA aus Plastikbehältern, vor allem aus Mixbechern von Standmixern. Dadurch kommt BPA ins Geschirrspülwasser und haftet am restlichen Geschirr und Besteck an. Aus diesem Grund wäre es günstig, solche Behälter händisch abzuwaschen. Wenn Plastikgefäße schon deutliche Verbrauchsspuren zeigen, sollte man sie nicht mehr verwenden, denn je älter und poröser das Plastik ist, desto mehr BPA wird daraus herausgelöst. Auf die Verwendung von Konservendosen sollte man weitgehend verzichten. Laut einer Untersuchung von ÖKO-Test aus dem Jahr 2023 war in allen 18 getesteten Dosen mit geschälten Tomaten die BPA-Konzentration zu hoch (28-fach höher als die tolerierbare Tagesdosis). Am problematischsten belastet waren aber Dosen mit Kokosmilch, die noch weit über den Werten der Tomatenkonserven lagen (Tomatenkonserven enthielten im Schnitt 1 µg/kg BPA, Kokosmilch im Schnitt 82 µg/kg BPA).
Wenn man in einem alten Gebäude wohnt, in dem die Wasserleitungen mit Epoxidharzen (Epoxidharze werden aus BPA hergestellt) ausgekleidet sein könnten, sollte man das Wasser ein bisschen laufen lassen, bis es kalt genug ist, denn in warmem Wasser löst sich deutlich mehr BPA ab als in kaltem.
In den letzten Jahren hat sich zum Glück schon sehr viel getan, was das Wissen um die Bedenklichkeit von BPA angeht. Bei Baby- und Kleinkinderprodukten ist BPA in Österreich bereits weitgehend verboten. Schnuller, Beißringe und Säuglingsflaschen müssen BPA-frei hergestellt werden. Auch viele Spielzeuge aus Plastik werden ohne BPA produziert. Seit 2020 darf BPA für die Beschichtung von Thermopapieren nur mehr in einer geringeren Menge eingesetzt werden. Abgesehen davon kommt es regelmäßig zu Neubewertungen des TDI-Wertes (Total Daily Intake) durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. 2015 lag er noch bei 4 µg/kg Körpergewicht, 2023 wurde er auf 0,2 ng/kg Körpergewicht gesenkt. Der neu festgelegte TDI-Wert ist also ungefähr um 20.000-mal niedriger. Es werden laufend neue Studien veröffentlicht, die den starken Verdacht äußern, dass BPA neben der Fruchtbarkeit auch das Herz-Kreislauf-, das Immun- und das Nervensystem beeinträchtigen sowie die Entstehung von Diabetes und Brustkrebs begünstigen können. Es ist vorgesehen, dass Ende 2024 (mit einer gewissen Übergangsfrist) EU-weit ein Verbot für die Verwendung von BPA in Verpackungen, die Kontakt zu Lebensmitteln haben, in Kraft tritt.