Unter dem Motto ‚Pimp your eggs‘ wird Coenzym Q10 häufig als Geheimrezept zur Steigerung der weiblichen Fruchtbarkeit angepriesen. Aber stimmt das wirklich? Verbessert Coenzym Q10 tatsächlich die Qualität der Eizellen und erhöht dadurch die Chancen auf eine Schwangerschaft?
Coenzym Q10 (auch Ubiquinon genannt) ist eine Substanz, die sowohl vom Körper selbst synthetisiert als auch mit der Nahrung aufgenommen wird. Es handelt sich dabei um einen fettlöslichen Stoff, der grundlegend an der Energiegewinnung der Zellen beteiligt ist. Mit seiner Hilfe wird mit der Nahrung aufgenommene Energie in körpereigene Energie umgewandelt. Außerdem hat es eine antioxidative Wirkung, das heißt, es schützt die Zellen vor freien Radikalen. Über die Nahrung werden je nach Ernährungsstil ca. 5-10 mg Coenzym Q10 zugeführt. Es ist vor allem in Fleisch und Innereien, in manchen öligen Fischsorten (z.B. Sardinen), in Nüssen, in Hülsenfrüchten, in Eiern und in Pflanzenölen enthalten. Ein Mangel kommt bei jüngeren Menschen eher selten vor. Als Risikogruppen für einen Mangel gelten Personen unter Statintherapie (Statine sind Medikamente, die den Cholesterinspiegel senken), LeistungssportlerInnen und RaucherInnen.
Obwohl es nur selten einen Mangel an Coenzym Q10 gibt, war wohl die Überlegung von Wissenschaftlern, dass eine Substanz, die den Zellen wichtige Energie zuführt und antioxidativ wirksam ist, vielleicht noch besser wirken würde, wenn man sie zusätzlich zur natürlichen Aufnahme mit der Nahrung auch noch mit Hilfe von Mikronährstoffpräparaten zuführen würde.
Gerade im Anti-Aging-Bereich ist Coenzym Q10 hoch im Rennen. Auch im Bereich des Kinderwunsches gibt es mittlerweile einige Studien zu diesem Thema. Es konnte gezeigt werden, dass bei älteren Mäusen durch die Verabreichung von Coenzym Q10 die Eizellreserve und die Eizellqualität auf das Niveau von jungen Mäusen zurückgesetzt werden konnte.
Die Ergebnisse aus den mit Frauen durchgeführten Studien sind leider nicht ganz so positiv, aber trotzdem gibt es einige recht gute Aspekte. In einer Studie aus dem Jahr 2016, bei der Frauen mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren für mindestens 1 Monat lang täglich 600 mg Coenzym Q10 einnahmen, wurde beschrieben, dass sich unter der hormonellen Stimulation im Rahmen einer künstlichen Befruchtung mehr Follikel (Eibläschen) bildeten als bei der Vergleichsgruppe, die kein Coenzym Q10 einnahm.
In zwei andere Studien aus den Jahren 2014 und 2017 konnte nachgewiesen werden, dass Frauen mit PCO-Syndrom, die mit Clomifen stimuliert wurden und zusätzlich dazu 180 mg Coenzym Q10 vom 2. Zyklustag bis zum Tag des Eisprungs einnahmen, mehr Follikel mit einer Größe von über 14 mm, sowie höhere Östrogen- und Progesteronspiegel hatten als Frauen aus der Vergleichsgruppe ohne Coenzym Q10.
2018 wurde eine Studie publiziert, in der Frauen unter 35 Jahren mit einer schlechten Eizellreserve 600 mg Coenzym Q10 pro Tag ab 2 Monate vor Stimulationsbeginn einnahmen. Es konnten mehr Eizellen bei der Eizellpunktion entnommen werden als in der Vergleichsgruppe ohne Coenzym Q10, die Befruchtungsrate war höher und die Qualität der Embryonen besser.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass vor allem jüngere Frauen mit schlechter Eizellreserve und Frauen mit PCO-Syndrom von Coenzym Q10 profitieren. Leider konnte keine der Studien nachweisen, dass sich unter der Einnahme von Coenzym Q10 die Schwangerschaftsrate verbessert. Der ultimative Eizell-Booster ist es also nicht, aber es ist aus meiner Sicht auch kein Fehler, wenn man es trotzdem einnimmt. Es ist nebenwirkungsarm und scheint ja zumindest bis zu einem gewissen Grad Auswirkungen auf die Eizellen zu haben. Wenn man es einnimmt, könnte man es auch gleich seinem Mann geben, denn die mit Männern durchgeführten Studien lieferten deutlich bessere Ergebnisse als die mit Frauen. So konnte belegt werden, dass sich unter der Einnahme von Coenzym Q10 Anzahl, Beweglichkeit und Form von Spermien verbesserten.